Naturalisierte Fahne
Topografisches Pixel
Die ‚Naturalisierte Fahne (Hohenkarpfen)‘ nimmt die Silhouetten der Landschaft des Hohenkarpfen auf, insbesondere die unterschiedlichen farblichen Schichtungen. Die verschiedenen Lagen der Fahne, bestehend aus mit Autolack beschichtetem Treviragewebe (die Fa. Ritzi ist u. a. spezialisiert auf Speziallackierungen von Autos), fixieren die farblichen Schattierungen und Umrisse der Landschaft aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Entfernungen. „Die Stoffschichten erzeugen die heiteren Schwingungen, die ich spürte, als ich die Landschaft durchstreifte“.
Beim Sehen, Berühren und Wenden der Fahne nimmt man die sich wandelnde Landschaft wahr. Die Bedeutung der Fahne als Muster, das eine Nationalität verkündet (Nationalfahne) wandelt sich und wird zu einer Form der Wahrnehmung: Die ‚Naturalisierte Fahne‘ erzeugt eine natürliche Identität.
Topografisches Pixel – Heben des Horizonts
Das Fahnentuch in den Konturen der Landschaft geschnitten, mehrere Tücher übereinander geschichtet, in den Farben der Landschaft, Mitte Juni 2012, befestigt an einer festen Stange, ähnlich einer Standarte. Doch genau das ist dieses Fahnenobjekt nicht. Es wird nicht herumgetragen, sondern an bestimmten Orten auf dem Hohenkarpfen befestigt; es ist kein Feldzeichen, um das man sich sammelt; es verkündet keine Lehre, ist auch kein Gegenstand, um den man sich als um ein Sinnbild einer Idee oder eines Gefühls schart. Es entbehrt jeder Heraldik und Ideologie: ist komprimierte Landschaft als sinnliche Kraft!
Mehr und mehr reflektiert Gianni Caravaggio in seinen Fragen nach dem Wesen der Kunst (arte essenziale) seine künstlerische Tätigkeit im Kontext der Philosophie. Dabei greift er zurück auf das Gedankengut der Vorsokratiker, der „Naturphilosophen“, insbesondere Heraklit. Ihr Denken ist auf das Ganze der Natur und des Kosmos, auf das Universum gerichtet. „Doch ist das besinnliche Leben bei ihnen mit tätigem Leben verbunden, ihr Denken steht immer auch im Dienste der richtigen, guten, schönen Gestaltung des menschlichen Lebens, des einzelnen sowohl wie des gemeinsamen Lebens“ Georg Burckhardt.